"Einer meiner wichtigsten Learnings ist definitiv: Es kommt viel mehr Arbeit auf einen zu als man denkt."

Die Entwicklung der Plattform Doozer

"Einer meiner wichtigsten Learnings ist definitiv: Es kommt viel mehr Arbeit auf einen zu als man denkt."

27.04.2022 I Business

Carsten Petzold ist Geschäftsführer von Doozer und Start-up Profi. Im Interview spricht er über den Erfolg der Plattform Doozer und was er anderen Gründern empfiehlt.

Herr Petzold, was macht Doozer?

CP: Doozer ist die führende Plattform für Sanierungen im Innenbereich von Wohnungen. Wir bringen verfügbare Handwerker aus ganz Deutschland mit den Akteuren der Wohnungswirtschaft sowie privaten Investoren zusammen. Über unsere Plattform können Auftraggeber Sanierungen selbst planen und Aufträge erstellen. Mit wenigen Klicks wählen Auftraggeber die gewünschten Leistungen und Produkte aus. Die Massen und Mengen werden automatisch von Doozer berechnet. Auftraggeber erhalten also revisionssicher Vergleichsangebote in nur wenigen Minuten und können den gewünschten Handwerker direkt beauftragen. Handwerker erhalten professionell zusammengestellte Aufträge ganz ohne Akquise.

Wie ist die Idee zu Doozer entstanden?

CP: Unser Gründer Nicholas Neerpasch ist gelernter Architekt und Diplom-Ingenieur und hat Doozer im Jahr 2014 gegründet. Mit seinem Architektenbüro gfp hat er jedes Jahr über 1000 Wohnungssanierungen für verschiedene Großkunden betreut. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, hat er eine interne Software entwickelt, um die Aufträge zu planen, zu vergeben und zu dokumentieren. Im Laufe der Zeit kamen immer mehr Kunden auf ihn zu und wollten die interne Software selbst benutzen. Das war die Geburtsstunde von Doozer.

Welche Herausforderungen gab es bei der Gründung?

CP: Ein Problem, vor dem wir seit unserer Gründung stehen, sind unsere Zielgruppen. Denn wir haben nicht nur eine, sondern drei: die Wohnungswirtschaft, die privaten Investoren und die Handwerker. Das stellt uns vor einige Herausforderungen. Die Plattform muss den Anforderungen von Auftraggebern und Handwerkern gerecht werden. Damit wir die Bedürfnisse aller Kunden erfüllen, entwickeln wir stets neue Funktionen. Die Wohnungswirtschaft ist eine große, sehr heterogene Zielgruppe, die damit einerseits ein enormes Potenzial für digitale Lösungen bietet. Andererseits ist es aber auch eine Branche, in der es sehr lange dauert, bis neue, digitale Lösungen Fuß fassen und das nötige Change-Management durch Kunden gestartet wird. Zum Glück für Doozer gab es einige Unternehmen, die das Potenzial in Doozer schnell erkannt haben und früh auf uns gesetzt haben. Inzwischen sehen immer mehr Bestandshalter und Verwalter die Vorteile von Doozer. Unser neuester Großkunde zum Beispiel ist degewo aus Berlin mit rund 75.000 Wohneinheiten.

Die Plattform muss den Anforderungen von Auftraggebern und Handwerkern gerecht werden. Damit wir die Bedürfnisse aller Kunden erfüllen, entwickeln wir stets neue Funktionen.

Wie haben Sie die Herausforderungen gelöst?

CP: Um die Idee für die Software schnell umzusetzen, haben wir anfangs mit einer externen Agentur gearbeitet. Das hat sich gelohnt, denn so konnte die Idee schnell in die Tat umgesetzt werden. Strategisch macht ein internes Entwicklerteam allerdings mehr Sinn. Denn so kann man die Weiterentwicklung der Plattform besser steuern. Dafür haben wir ein internes Team auf die Beine gestellt, welches die Entwicklung seit einigen Jahren bereits komplett übernimmt.

Sich als neuer Player auf dem Markt zu beweisen war keine leichte Aufgabe. Denn junge, ungetestete PropTechs sind für Unternehmen, die teils schon über 100 Jahre existieren, tendenziell eher erstmal suspekt. Wir wussten, dass wir also die Strahlkraft von großen Kunden brauchten, um dann im Zeitablauf immer weitere Unternehmen aus der Immobilienwirtschaft von unserer Lösung zu überzeugen. Wenn Größen wie die LEG erfolgreich mit Doozer arbeiten, ist es einfacher andere Großkonzerne und Mittelständler von Doozer zu überzeugen.

Die größte Herausforderung war es also, Branchenführer wie die LEG für Doozer zu gewinnen. Dann standen wir vor der Aufgabe, Projekte erfolgreich umzusetzen und mit unseren Kunden zu wachsen. Professioneller zu werden und gleichzeitig zu wachsen war nicht immer einfach, hier war eine große Portion Beharrlichkeit gefragt.

Sich als neuer Player auf dem Markt zu beweisen war keine leichte Aufgabe. Denn junge, ungetestete PropTechs sind für Unternehmen, die teils schon über 100 Jahre existieren, tendenziell eher erstmal suspekt.

Wie hat sich Doozer in den 8 Jahren seit der Gründung entwickelt?

CP: Doozer ist seit der Gründung im Jahr 2014 stetig gewachsen. Inzwischen wurden über 106.000 Wohnungen über unsere Plattform saniert. Das haben wir unter anderem geschafft, weil wir die Funktionen rund um die Customer Journey unserer Kunden bei der Sanierung signifikant ausgebaut haben. Auch bei den Großprojekten der IT haben wir uns professionalisiert. Deswegen können wir Großkunden heute eine tiefe, automatisierte Integration unserer Plattform über Schnittstellten in ihre gesamte IT-Landschaft anbieten. Natürlich verbessern wir kontinuierlich die Plattform. Dafür haben wir dezidierte Teams für die Produktentwicklung aufgebaut. Diese Teams arbeiten daran, unsere Plattform noch spezifischer an den Bedürfnissen der jeweiligen Zielgruppe auszurichten.

Was haben Sie daraus gelernt, ein Start-up oder PropTech zu entwickeln und zu leiten? Und was würden Sie anderen Gründern ans Herz legen?

CP: Einer meiner wichtigsten Learnings ist definitiv: Es kommt viel mehr Arbeit auf einen zu als man denkt. Deswegen ist ein starker Geschäftspartner ein Muss. Ein Start-up alleine zu stemmen ist fast unmöglich. Es sollte mindestens zwei Gründer geben, die sich gegenseitig zu 100 Prozent vertrauen. Als Gründer sieht man seinen Geschäftspartner ja mehr und intensiver als seinen eigenen Lebenspartner! Man muss sich also aufeinander verlassen und blind vertrauen können. Nur so lassen sich Meinungsverschiedenheiten konstruktiv diskutieren und zu Entscheidungen gelangen, die beide Partner dann auch voll tragen.

Ich habe außerdem gelernt zu akzeptieren, dass alles immer doppelt so lange dauert wie gewünscht und auch doppelt so viel kostet wie ursprünglich veranschlagt. In gewisser Weise sind Start-ups wie ein Hochgeschwindigkeits-Marathon: es gibt Sprintphasen und in den Zwischensprints muss man sich trotz fortgesetzt hohen Tempos so gut es geht seine Batterien wieder aufladen, denn der nächste Sprint (egal ob Finanzierungsrunde oder neues Product-Release) kommt bestimmt.

Ich habe bereits bei drei Start-ups gearbeitet und im Laufe der Jahre für mich ein mentales Gleichnis zur Rolle eines Gründers entwickelt. Das Leben als Start-up-Unternehmer ist wie jonglieren mit drei Bällen: Man hat das Geschäft, die Familie und die eigene Gesundheit. Immer der Bereich, der kurz vor dem "aufprallen" ist, braucht den vollen Fokus. Es ist aber wichtig, die Prioritäten richtig zu setzten. Denn Gesundheit und Familie sind wie Glaskugeln. Wenn man sie aufprallen lässt, zerschmettern sie. Ein Start-up ist eher wie ein Gummi-Ball, der auch mal zurückprallen kann, wenn etwas “auf den Boden fällt”.

Vielen Dank, Herr Petzold für das Interview!

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